Die Kirche Ludwigsdorf

Informationsblatt über unsere Kirche

[zurück zum Archiv]   [ausdrucken]

Die Ludwigsdorfer Dorfkirche ist "eines der ältesten und wertvollsten Sakralgebäude Sachsens". So schreibt ein Gutachten des Januar 2004. Laut Gutachten kann davon ausgegangen werden, dass mit dem Aufrichten der Dachkonstruktion über dem Langhaus im Winter 1192/1193 begonnen wurde. Im Jahre 1346 gehörte sie zum Erzpriesterstuhl Görlitz. Sie war der heiligen Jungfrau Maria und der heiligen Katharina geweiht. Es gab zwei Altäre. Die Ludwigsdorfer Kirche wurde als romanische Saalkirche mit Balkendecke erbaut und um 1540 gotisch eingewölbt. Neue gotische Fenster brach man zwischen den romanischen aus. Unter dem mittelalterlichen Dachstuhl kann man das sehen. Eine Besonderheit dieser Kirche in hiesiger Gegend ist der Ostturm über dem Chor. An der Nordseite des Chores ist, hoch gelegen, das wohl älteste Fenster aus erster Bauzeit zu sehen. Äußerlich wirkt die Kirche wuchtig und gedrungen. Wollten die Christen damals symbolisch zum Ausdruck bringen, wie sehr für sie Gott und sein Wort Schutz und Trutz in der Welt waren? In den Hussitenkriegen haben sich die Bewohner des Ortes gewiss hinter der Wehrmauer (nach 1420 erbaut) und in der Kirche verschanzt.

Betritt man die Kirche, dann tut sich ein breiter einschiffiger Raum mit Netzgewölbe auf, an den sich der Chor mit Kreuzgewölbe im Joch und eine halbrunde Apsis anschließen. In der Apsis wurden bei der Rekonstruktion der romanischen Fenster zwei Sakramentsnischen entdeckt und freigelegt. An der Decke der Apsis und an der Nordwand des Schiffes sind unter dem Anstrich alte Malereien vorhanden. Seit der Neuausmalung der Kirche 1946, nach Beseitigung der Kriegsschäden, steht über dem zugespitzten Apsisbogen der Spruch: "Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich, freuet euch!" Mit diesem Vers sollen alle Leser ermuntert werden, am Worte Gottes festzuhalten.

Zwei Taufsteine stehen im Chorraum. Der ältere stammt aus spätgotischer Zeit und wurde 1744 nachdatiert. Auf seinem zinnernen Taufbecken von 1766 kann dem Betrachter durch den eingravierten Spruch: "Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden. Wer aber nicht glaubet, der wird verdammet werden", die Ernsthaftigkeit der Verbindung von Taufe und einem Leben im Glauben nahe kommen. Der marmorne Taufstein wurde 1891 gestiftet. Auf einer Tafel an der Nordwand erinnern sich die Ludwigsdorfer an Gemeindeglieder, die den Schrecken des 1. Weltkrieges zum Opfer fielen.

Chor und Kirchenschiff sind durch einen spitzbogigen Triumphbogen getrennt. Über ihm ist zu lesen: "Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende". Uns heute Lebenden kann dieser Vers ebenso tröstlich werden wie den Jüngern damals, als Jesus von ihnen Abschied nahm.

Im Triumphbogen führt die Treppe zur Kanzel nach oben. Diese Kanzel ist ein schönes Holzschnitzwerk aus der zweiten Hälfte des 17.Jahrhunderts. Zwischen Säulen sind die Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes auf ihr dargestellt, die Jesus in den Evangelien, im Neuen Testament der Bibel, als den Sohn Gottes beschreiben. In ihrer Mitte steht Mose mit den Gesetzestafeln, die die zehn Gebote Gottes symbolisieren. Der erste evangelische Pfarrer, Franziskus Benisch, der 1527 seinen Dienst in Ludwigsdorf antrat, hat noch nicht von ihr aus gepredigt. Neben der Kanzel hängt eine Kanzeluhr - eine interessante Merkwürdigkeit aus dem 17.Jahrhundert. An ihr war die Länge der Predigt des Pfarrers für die versammelte Gemeinde abzulesen. Eine kurze Predigt mag nicht viel Anklang gefunden haben. War doch der Gottesdienst damals fast das einzige kulturelle Angebot, besonders in ländlichen Orten.

Die Emporen stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Ursprünglich befanden sich, so wie an der Westseite, zwei übereinander. Und im Chorraum gab es Patronatslogen an beiden Seiten. Patronatslogen und die oberen Emporen an der Nord- und Südseite entfernte man 1946 im Zuge der Renovierung, nachdem 1945 der Sandsteinaltar gesprengt worden war. Auch die Kronleuchter von 1880/81 nahmen durch den 2. Weltkrieg Schaden.

Auf der zweiten Empore an der Westseite ist die Orgel zu sehen. Sie wurde 1872 von der Orgelbaufirma Schlag und Söhne aus Schweidnitz in Schlesien gebaut, nachdem ihre Vorgängerin nicht mehr spielbar war. Orgelbauer und Kantoren sind fasziniert von dieser alten Schleifladenorgel mit rein mechanischer Traktur und ihrem Klang. Die Anlage zum Bälgetreten ist an ihr noch erhalten. 1917 mußte man die Zinnpfeifen im Prospekt zu Kriegszwecken abgeben. Sie wurden durch aluminierte Zinkpfeifen ersetzt. Im Jahre 1992 bekam die Orgel wieder zinnerne Prospektpfeifen.

Drei Stahlglocken rufen seit 1952 in der Stimmung F, As, B zum Gottesdienst. Die wechselvolle Geschichte des Geläutes der Ludwigsdorfer Kirche ist an der Aufschrift der großen Glocke ablesbar: "Geopfert dem Vaterland 1917 und 1942 Neu gegossen 1921 und 1951" Von 1869 hängt noch eine kleine Bronzeglocke im Glockenstuhl, die mit der Hand zu läuten ist. Sie trägt die Aufschrift: "Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben".

Trotz großer Schwierigkeiten zur Zeit der DDR herrschte ab 1981 rege Bautätigkeit an der Kirche. Bei der Vorbereitung zum Neuabputz wurde an der Südseite ein frühgotisches Spitzbogenportal freigelegt, das 1849 vermauert wurde, als der Eingang an der Westseite entstand. Dieses Portal wurde aus den noch vorhandenen Teilen 1991 wieder aufgebaut. - Im Jahr 2000 wurde das Podest für das Gestühl an der Nordseite erneuert und die Wand unter der nördlichen Empore durch Putz- und Malerarbeiten renoviert. Einen hohen Anteil der Restaurierungskosten an Kirche und Pfarrhaus hat die evangelische Kirchengemeinde durch Spenden, unentgeldliche Arbeit, Basteln für den Basar und den Flohmarkt erbracht.

K. Kasper (April 2001)
überarbeitet G. Scholze (Januar 2005)


[ausdrucken]

[zurück]